Die Strombörse clever nutzen Sind Sie der Typ für einen dynamischen Stromtarif?
Jede Stunde ein anderer Strompreis – klingt riskant? Mitnichten! Wir erklären Ihnen, wie dynamische Stromtarife funktionieren und ob das für Sie infrage kommt.
Ich möchte mich registrierenBei einem normalen Stromvertrag wird ein fester Arbeitspreis für jede verbrauchte Kilowattstunde berechnet. Dynamische Stromtarife bieten jedoch einen anderen Ansatz: Der Strompreis schwankt im Laufe des Tages und ändert sich oft sogar stündlich. Dieser Preis wird durch die aktuellen Handelspreise an der Strombörse bestimmt.
Auch wenn dies zunächst spekulativ erscheinen mag, so können tatsächlich viele Haushalte von dieser Alternative profitieren und damit bares Geld sparen. Sind Sie neugierig geworden? Hier erfahren Sie, wie dynamische Stromtarife funktionieren und welche Verbraucher am besten für dieses Preismodell geeignet sind.
Dynamischer Stromtarif – das steckt dahinter
Strom wird, wie jede andere Ware auch, auf dem freien Markt gehandelt. Die meisten Energieversorger produzieren ihren Strom nicht selbst, sondern kaufen ihn an einer Energiebörse ein – in Europa sind das vor allem die EEX in Leipzig und die EPEX SPOT in Paris.
Im Gegensatz zur EEX, wo der Strom auf Monate oder Jahre im Voraus verkauft wird, erfolgt auf dem Pariser Spotmarkt die Lieferung spätestens am nächsten Tag. Es handelt sich also um einen kurzfristigen Warenhandel, Anbieter sind hier folglich mit ständig wechselnden Beschaffungskosten konfrontiert, die dann über dynamische Stromtarife an die Kunden weitergegeben werden können. Der Preis für den verbrauchten Strom richtet sich somit nach dem aktuellen Wechselkurs.
Dynamische Stromtarife ändern sich in der Regel stündlich. Einige Tarife sind weniger schwankungsanfällig: Manche Anbieter legen etwa einen Niedertarif bzw. Nebentarif (NT) mit niedrigeren Preisen fest, der in Zeiten geringer Netznutzung (zum Beispiel nachts) aktiv ist; ansonsten wird für die Kostenberechnung der Hochtarif bzw. Haupttarif (HT) zurate gezogen. Es ist also bereits im Voraus klar, zu welchen Stunden der Hoch- bzw. Niedertarif gilt. Andere Versorger orientieren sich zwar am aktuellen Marktpreis, aber legen dann Ober- und Untergrenzen fest oder kalkulieren schlichtweg einen monatlichen Durchschnittswert.
Diese Modelle fallen unter den Oberbegriff der zeitvariablen Tarife. Damit sind alle Tarife gemeint, die keinen einzigen festen Preis haben. Der Begriff „dynamischer Tarif“ bezieht sich jedoch in der Regel auf Tarife, die direkt und ohne Einschränkungen vom Börsenpreis abhängen und nicht an Preiskorridore gebunden sind. Es gibt also keine Hoch- oder Niedertarife, stattdessen schwankt der Preis im Laufe des Tages.
Lohnt sich ein dynamischer Stromtarif für Sie?
Die Börsenpreise werden durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Wenn das Angebot an Strom aus Wind- und Solaranlagen hoch ist, sind die Börsenpreise beispielsweise tendenziell niedrig. Noch vorhersehbarer ist aber die Entwicklung der Nachfrage, diese erreicht nämlich üblicherweise in den Morgen- und Abendstunden ihren Höhepunkt. Im Gegenzug ist die Nachfrage nachmittags und nachts geringer, folglich sinken dann auch die Strompreise. Kunden mit dynamischen Stromtarifen können sich diese Zeiten zunutze machen.
Ein dynamischer Stromtarif ist besonders vorteilhaft für Verbraucher, die ihren Stromverbrauch anpassen können, indem sie diesen in die Schwachlastzeiten am Nachmittag und in der Nacht verlagern. So können sie maximal von den Zeiten geringer Netzauslastung profitieren. Zum Beispiel können Besitzer von Elektroautos ihre Fahrzeuge über Nacht aufladen, wenn die Preise niedriger sind.
Die dynamischen Strompreise schwanken im Laufe des Tages um bis zu 10 ct/kWh (manchmal sogar deutlich mehr), so dass Aktivitäten wie das nächtliche Aufladen eines Elektroautos schon einige Euro einsparen können. Und selbst das Einschalten des Trockners kann mit einem dynamischen Stromtarif am Nachmittag schon etwa 10 Cent billiger sein. Das erscheint auf den ersten Blick minimal, aber kann sich im Laufe der Zeit zu einer nennenswerten Ersparnis summieren.
Die Verbraucher sollten sich überlegen, ob sie in den Nachmittags- und Nachtstunden viel Strom verbrauchen oder ihren Verbrauch anpassen können, um von den niedrigen Börsenpreisen zu profitieren. Dies gilt für Besitzer von Elektroautos oder Wärmepumpen ebenso wie für Besitzer von intelligenten Haussystemen (Smart Homes). Auch Normalverbraucher können von einem dynamischen Stromtarif profitieren, wenn sie Elektrogeräte in den Schwachlastzeiten nutzen. Die Anbieter bieten in der Regel eine App an, die Kunden auf günstige Preise aufmerksam macht.
Dynamische Stromtarife sorgen auch für mehr Transparenz bei den Energiekosten, da sie häufig eine monatliche Abrechnung mit detaillierten Angaben zu Verbrauch und Zeitplan enthalten. Außerdem haben diese Tarife in der Regel kürzere Laufzeiten und Kündigungsfristen, was den Kunden mehr Flexibilität bietet. Einige Anbieter bieten eine zweiwöchige Kündigungsfrist und keine Mindestlaufzeit an.
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Kein dynamischer Stromtarif ohne Smart Meter
Dynamische Stromtarife unterscheiden sich nicht wesentlich von Tarifen mit festen Energiepreisen. Eine wichtige Voraussetzung ist jedoch der Einbau eines Smart Meters, also eines intelligenten Stromzählers. Intelligente Zähler sind für dynamische Stromtarife von entscheidender Bedeutung, da sie Energieverbrauchsdaten in Echtzeit erfassen und übermitteln.
Intelligente Zähler sind von großem Nutzen, da sie über eine Kommunikationseinheit verfügen – diese sendet detaillierte Informationen über den Stromverbrauch an den Energieversorger. Dies ermöglicht eine genaue Verbrauchsanalyse und hilft den Nutzern, energieintensive Aktivitäten in günstigere Zeiträume zu legen, um Kosten zu sparen. Smart Meter sind also mehr als bloß eine digitale Version eines analogen Zählers. Besonders praktisch: Auch das lästige manuelle Ablesen wird hiermit überflüssig.
Obwohl intelligente Zähler derzeit noch eher eine Seltenheit darstellen, wird ihre Verbreitung in den kommenden Jahren deutlich zunehmen. Um die Digitalisierung der Energiewende zu unterstützen, wird jeder Verbraucher ab 2025 das Recht auf einen Smart Meter haben, unabhängig von seinem Stromtarif; das ist staatlich festgesetzt. Die Smart Meter können dann beim Messstellenbetreiber bestellt werden, wobei die Kosten auf maximal 20 Euro pro Jahr begrenzt sind.
Aktuell empfiehlt es sich aber, den Einbau von intelligenten Zählern durch den Abschluss eines dynamischen Stromtarifs zu bewirken. Die Vertragsbedingungen decken dies in der Regel nämlich ab, wobei jedoch der Anbieter bestimmt, ob ein zusätzlicher Aufpreis erforderlich ist.
Dynamische Strompreise – das Verbrauchsmodell der Zukunft?
Bereits im Jahr 2021 ergab eine Umfrage, dass zwei Drittel der Deutschen zeitvariablen Stromtarifen aufgeschlossen gegenüberstehen. Dennoch haben derzeit nur rund 500.000 Energiekunden einen dynamischen Stromtarif abgeschlossen, der Trend geht allerdings deutlich nach oben. Während es früher nur wenige Alternativen gab, bieten heute immer mehr große Energieversorgungsunternehmen dynamische Tarife an. Ab 2025 ist das obligatorisch, dann wird jeder Versorger gesetzlich dazu verpflichtet sein, mindestens einen zeitvariablen Tarif im Sortiment zu führen.
Die Ausweitung der dynamischen Stromtarife wird vom Bund vorangetrieben, und das aus gutem Grund: Diese Tarife kommen nicht nur den Kunden zugute, sondern entlasten auch das Stromnetz, indem sie Anreize für den Verbrauch in den Schwachlastzeiten schaffen. Dies ist besonders wichtig für den Übergang zu erneuerbaren Energiequellen, da in den kommenden Jahren ein erheblicher Teil des Stroms aus Wind- und Solarkraftwerken stammen wird. Diese Anlagen sind jedoch von meteorologischen Faktoren abhängig und erzeugen den Strom nicht zu beliebigen Zeiten.
Daher muss sich die Nachfrage zunehmend an das Angebot anpassen: Dynamische Stromtarife spielen bei der Energiewende deshalb möglicherweise eine entscheidende Rolle.