Norwegen statt Russland Diese Länder beliefern uns mit Erdgas

Seit dem Ukraine-Krieg wurden die Gaslieferungen aus Russland erst verringert und dann ganz eingestellt. Wir verraten Ihnen, wer uns nun mit Erdgas beliefert.

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Norwegen statt Russland - Diese Länder beliefern uns mit Erdgas

Erdgas einer der wichtigsten und vielseitigsten Energieträger überhaupt, aus dem sowohl Strom als auch Wärme erzeugt werden können. Aufgrund seiner verhältnismäßig geringen Emissionen gilt Gas zudem als zukunftsfähige Zwischenlösung auf dem Weg zur Energiewende.

Der jährliche Gasverbrauch lag 2022 hierzulande bei fast 850.000 Gigawattstunden, hiervon entfielen ungefähr 60 Prozent auf die Industrie und 40 Prozent auf Privathaushalte. Bei derart astronomischen Zahlen ist klar: Der Bedarf ist enorm. Indes hat Deutschland kaum natürliche Gasvorkommen auf eigenem Boden, kleinere Gasfelder wie etwa in Niedersachen können nur ungefähr fünf Prozent des Gesamtverbrauchs decken.

Daher ist Deutschland auf Importe aus dem Ausland angewiesen. Lange Zeit war dabei vor allem Russland der Haupthandelspartner. Mehr als die Hälfte des importierten Erdgases kam noch zu Beginn 2022 aus Russland. Wie problematisch dieses energiewirtschaftliche Abhängigkeitsverhältnis sein kann, zeigte sich durch die Folgen des Russland-Ukraine-Konflikts. Gedrosselte bzw. gänzlich gekappte Lieferungen sorgten dafür, dass nun andere Länder die deutsche Gasversorgung sichern.

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Gaslieferungen aus Russland: Die Entwicklungen seit Kriegsausbruch

Der militärische Konflikt zwischen Russland und der Ukraine hatte auch auf ökonomischer Ebene Folgen. Aufgrund der Unrechtmäßigkeit des russischen Angriffs belegt die Europäische Union Russland seither mit wirtschaftlichen Sanktionen. Hinzu weigerten sich Länder wie Frankreich, Dänemark, Polen oder Finnland, ihre Gasrechnung in Rubel zu bezahlen und über die Gazprom-Bank abzuwickeln. Als Reaktion hierauf drehte Russland den betroffenen Staaten den Gashahn ab.

Auch Deutschland hat seit Kriegsbeginn nur noch eine deutlich reduzierte Menge an Erdgas erhalten. Die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1, welche hauptsächlich für den Gastransport verantwortlich ist, lieferte lange Zeit nur 40 Prozent der Maximalkapazität, angeblich wegen einer Turbinenwartung. Seit September 2022 erhält Deutschland überhaupt kein Gas mehr aus Russland. Derartige technische Probleme wurden auch hier als Grund angeführt. Das Bundeswirtschaftsministerium sieht den Lieferstopp hingegen als politisch motivierten Vorgang.

Erschwerend kommt hinzu, dass sowohl Nord Stream 1 als auch Nord Stream 2 (deren Inbetriebnahme von der Bundesregierung als Reaktion auf den Angriffskrieg gecancelt wurde) im Herbst durch Sabotageakte beschädigt wurde. Die Hintergründe sind unklar, aber nach derzeitigem Stand gehen Experten nicht davon aus, dass russische Gaslieferungen nach Deutschland wieder aufgenommen werden.

Flüssiggas: LNG als Zukunftslösung

Um die fehlende Gasimporte aus Russland auszugleichen, setzt Deutschland unter anderem auf Flüssiggas, auch LNG genannt (liquefied natural gas). Dieses besteht fast ausschließlich aus Methan und wird durch die Abkühlung auf Temperaturen von unter -160° C verflüssigt. Das führt auch zu einer massiven Volumenkompression, LNG braucht somit deutlich weniger Platz als normales Erdgas und kann deswegen auch ohne Pipelines transportiert werden.

In der Regel wird Flüssiggas über den Seeweg befördert. Große Tanker docken an eigens geschaffenen Terminals an, wo das LNG dann wieder in den gasförmigen Aggregatszustand transformiert wird; dieser Vorgang wird Regasifizierung genannt. Anschließend wird das Gas in das normale Leitungsnetz eingespeist und verteilt. Zudem gibt es auch schwimmende LNG-Terminals: Hier fungieren spezialisierte Schiffe als Andockstation.

Das Problem für Deutschland: LNG-Terminals waren zu Beginn 2022 noch nicht vorhanden. Mit dem LNG-Beschleunigungsgesetz soll deswegen der Bau von Infrastruktur für Flüssiggas angetrieben werden. Ende 2022 wurde in Wilhelmshaven schließlich das erste schwimmende LNG-Terminal in Betrieb genommen, wenige Wochen später folgten ähnliche Anlagen in Lubmin und Brunsbüttel. In Wilhelmshaven und Lubmin soll 2023 jeweils noch ein weiteres schwimmendes LNG-Terminal hinzukommen, und auch in Stade laufen bereits die Vorbereitungen für ein Importterminal. Parallel dazu werden bereits stationäre Terminals errichtet.

Bis zu Fertigstellung der Infrastruktur ist Deutschland aber teilweise noch auf die Terminals der europäischen Nachbarn angewiesen. Frankreich, Belgien, Polen, Großbritannien und die Niederlande etwa verfügen bereits über eigene Terminals, und auch an der Mittelmeerküste sind Terminals vorhanden.

Dass LNG die Zukunft gehört, verdeutlich auch ein Abkommen mit Katar, welches November 2022 finalisiert wurde. Ab 2026 soll der Wüstenstaat jährlich bis zu zwei Millionen Tonnen an Flüssiggas nach Deutschland liefern. Die Zusammenarbeit soll mindestens 15 Jahre andauern.

Norwegen neuer Importkönig: Diese Länder beliefern Deutschland jetzt mit Erdgas

Noch spielt LNG für die Gasversorgung keine große Rolle, dennoch konnte Deutschland die ausbleibenden Gaslieferungen aus Russland weitestgehend durch Importe aus anderen Ländern kompensieren. Ohnehin hatte es auch zuvor schon Kooperationen mit weiteren Staaten gegeben, welche nun intensiviert wurden. Dabei kommt uns zugute, dass Europa über ein großes Leitungsnetz verfügt, über das Gas ausgetauscht werden kann.

Das waren 2022 die wichtigsten Herkunftsländer von importiertem Erdgas:

  • • Norwegen: 33 Prozent
  • • Russland: 22 Prozent
  • • Belgien: 18 Prozent
  • • Niederlande: 18 Prozent

Der Rest entfällt auf Tschechien, die Schweiz, Frankreich, Polen, Österreich und Dänemark.

Russland ist noch in der Liste vertreten, da in der ersten Jahreshälfte weiterhin Gas geliefert wurde. Das dürfte 2023 nicht mehr der Fall sein, gerade Norwegen wird eine noch größere Rolle für die deutsche Gasversorgung einnehmen. Weitere bedeutende Partnerländer könnten etwa Kanada oder Aserbaidschan sein. In jedem Fall ist die Versorgungssicherheit auch ohne Russland gesichert, eine wirtschaftliche Abhängigkeit ist nicht gegeben – der Ukraine-Krieg könnte deswegen lediglich ohnehin notwendige Maßnahmen katalysiert haben.

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