Internet für alle? Millionen Deutsche ohne Geld für Netzzugang
Internet ist für viele mittlerweile Teil der Grundversorgung. Dennoch müssen manche Menschen darauf verzichten – und zwar schlichtweg aus Kostengründen.
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In der heutigen modernen Welt erscheint das Internet inzwischen ebenso lebensnotwendig wie Wasser, Strom oder Gas. Egal, ob es darum geht, die neuesten Urlaubfotos aus dem Freundeskreis abzuchecken, entspannt durch Youtube zu scrollen oder einfach nur eine schnelle E-Mail zu schreiben, all das wäre ohne einen zuverlässigen Zugang zum World Wide Web undenkbar. Wie eine kürzlich durchgeführte Umfrage auf europäischer Ebene jedoch aufzeigt, ist diese Vorstellung für viele Deutsche bittere Realität: Etwa jeder 40. User hat aus Kostengründen keinen Internetanschluss!
Erschreckendes Umfrageergebnis: Zwei Millionen Deutsche können sich kein Internet leisten
Bei der European Union Statistics on Income and Living Conditions (EU-SILC) werden in regelmäßigen Abständen alle relevanten Informationen zu Einkommen und Lebensbedingungen europäischer Verbraucher empirisch erhoben. Dabei werden Informationen aus allen EU-Nationen und anderen europäischen Ländern wie Serbien, Island und der Türkei gesammelt und analysiert. Damit können wichtige soziale Problemfaktoren wie Armut und soziale Ausgrenzung über einen längeren Zeitraum untersucht werden.
In Deutschland werden zu diesem Zweck jedes Jahr über 10.000 Haushalte befragt, die jüngste Ausgabe zeigt nun: Etwa 2,6 Prozent aller Bundesbürger über 16 Jahren war 2022 dazu gezwungen, aus finanziellen Gründen auf einen Internetzugang zu verzichten – damit sind fast zwei Millionen Menschen unfreiwillig offline. Im Vorjahr waren es noch etwa 2,2 Prozent gewesen, das Problem hat sich im Vergleich zu 2021 folglich etwas verschärft.
Im Vergleich zu seinen europäischen Nachbarn liegt Deutschland leicht über dem EU-Durchschnitt von 2,4 Prozent. Bei der ersten Erhebung im Jahr 2014 hatten indes noch fast 4,5 Prozent aller Deutschen angaben, sich keinen Internetzugang leisten zu können, in der gesamten Europäischen Union waren es sogar 7,0 Prozent gewesen. Trotz des kurzzeitigen Anstiegs in diesem Jahr sind langfristig also immer weniger Nutzer vom Web ausgeschlossen.
Besonders niedrige Werte weist dabei Finnland auf – hier können sich laut der letzten Umfrage nur 0,3 Prozent der Teilnehmer keinen Internetzugang leisten, das ist der niedrigste Wert in ganz Europa! Ein ähnliches Bild findet sich in Luxemburg (0,4 Prozent), nennenswert sind außerdem Österreich (0,9 Prozent), Belgien (1,3 Prozent) und Frankreich (1,7 Prozent). Im Gegensatz dazu haben in Rumänien (9,1 Prozent) und Bulgarien (8,1 Prozent) fast zehn Prozent der Bevölkerung nicht genug finanzielle Mittel für einen Internetanschluss, und auch Ungarn (4,5 Prozent) weist eine hohe Quote auf.
Internet wird immer teurer: Provider erhöhen 2023 die Preise
In Deutschland haben somit mehr Menschen als im Vorjahr Schwierigkeiten, die Kosten für einen Internetanschluss zu tragen – kein Wunder, denn viele Anbieter haben in letzter Zeit ihr Preisniveau angehoben! Im Durchschnitt kostet ein Internetanschluss etwa 30 Euro pro Monat, wobei in der Regel auch ein Festnetzanschluss enthalten ist. Allerdings handelt es sich dabei nur um einen Durchschnitt, die Kosten für einen passsenden Internetzugang können je nach den individuellen Anforderungen der Verbraucher variieren. Insbesondere Glasfaseranschlüsse sind deutlich teurer als DSL oder Kabelinternet, denn auf dieser digitalen Autobahn surfen User um ein Vielfaches schneller. Dafür werden monatlich aber auch zwischen 40 und 100 Euro fällig, weswegen bisher nur eine kleine Minderheit über Glasfaser ins Netz geht.
Aber auch normale Tarife machen sich immer mehr im Haushaltsbudget bemerkbar, in den letzten Monaten haben etwa 50 Prozent aller großen Anbieter die Preise für manche ihrer Tarife erhöht – betroffen sind vor allem günstige Tarife. Häufig machen die Preisanpassungen nicht einmal vor Bestandskunden Halt. Die zusätzlichen Kosten können sich auf bis zu 100 Euro pro Jahr belaufen, was für viele Kunden eine erhebliche oder gar unmögliche finanzielle Belastung darstellt. Die Hauptursachen für die steigenden Preise sind laut Anbietern vor allem das hohe Inflationsniveau und explodierende Energiekosten sowie notwendige Investitionen in den Ausbau der Netzinfrastruktur.
Sonderkündigungsrecht: Muss ich eine Preiserhöhung hinnehmen?
Erhalten Sie einen Bescheid über eine Preiserhöhung, bedeutet das noch lange nicht, dass Sie auch tatsächlich mehr für Ihren Internetzugang bezahlen müssen. Viele dieser Anpassungen sind nämlich überhaupt nicht rechtens, schließlich sind nachträgliche Preiserhöhungen für abgeschlossene Verträge eigentlich gar nicht erlaubt. Aus diesem Grund haben viele – aber nicht alle! – Provider spezielle Preisanpassungsklauseln in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) eingebaut. Wir empfehlen deshalb unbedingt: Lesen Sie sich Ihre Vertragsunterlagen in jedem Fall sorgfältig durch! Dort muss eindeutig festgelegt sein, ob und wann Ihr Anbieter eine Preiserhöhung vornehmen kann.
Wichtig: Unrechtmäßige Preisänderungen müssen Sie als Nutzer nicht hinnehmen. In diesem Fall ist der Anbieter auf Ihre Zustimmung angewiesen, viele Provider setzen ihre Kunden deswegen massiv unter Druck, indem sie etwa mit einer Vertragsauflösung drohen. Dafür gibt es allerdings keine rechtliche Grundlage – ohne valide Preisanpassungsklausel können Sie eine Preiserhöhung ohne Konsequenzen ignorieren. Wenn Sie sich unsicher sind, sollten Sie Beratungsangebote der Verbraucherzentrale wahrnehmen.
In der Regel haben Nutzer bei einer Änderung der Vertragskonditionen (dazu zählt eine Preiserhöhung!) ohnehin das Recht auf eine außerordentliche Kündigung. Auch hier ist ein Blick in die AGB Ihres Internetvertrags ratsam, dort müssen all Ihre Optionen im Falle einer Preisanpassung transparent aufgeführt sein. Mit einer Sonderkündigung können Sie den Vertrag annullieren, sobald der neue Preis in Kraft tritt. Manche Anbieter handhaben es so, dass Sie einfach sämtlichen Preisanpassungen widersprechen können, was jedoch wahrscheinlich dazu führt, dass der Vertrag nach Ablauf nicht verlängert wird.
Wenn das passiert, besteht aber kein Grund zur Sorge. Wir empfehlen ohnehin einen regelmäßigen Tarifwechsel, am besten sollten Sie jedes Mal nach Ablauf der Mindestvertragslaufzeit von 24 Monaten einen neuen Vertrag abschließen. Kaum ein Markt entwickelt sich so rasant wie das Internet, und in wenigen Jahren stehen normalerweise erheblich bessere Angebote zur Verfügung. Mit einem neuen Tarif können Sie dann viel Geld sparen oder zumindest eine schnellere Internetverbindung erhalten.
Wollen Sie in wenigen Klicks wissen, ob es derzeit auch für Sie bessere Alternativen gibt? Nutzen Sie dazu jetzt unseren Preisrechner! Und falls Ihnen der Wechsel zu anstrengend ist, übernimmt unser Wechselservice für Sie gerne den gesamten Papierkram – automatisch und jedes Jahr aufs Neue. Einfach schnell und kostenlos anmelden, und wir erstellen Ihnen sofort ein unverbindliches Angebot.